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Sonntag, 29. März 2009

Beitragsersuche und selbsterfüllende Wikipediaeinträge

"Ein sehr merkwürdiges Wort geistert durch meine Bitte um eine deutsche Alternative zum Call for Papers: das Wort Beitragsersuch. Es stammt aus der Wikipedia, wo es im Eintrag zu Call for Papers als deutsche Übersetzung angegeben wird.

Anders als viele meiner Kollegen bin ich der Meinung, dass die deutschsprachige Wikipedia grundsätzlich eine zuverlässige Quelle darstellt. Fehler werden schnell korrigiert und wenn mal ein Artikel überlebt, der inhaltlich nichts taugt, erkennt man den normalerweise auf den ersten Blick an formalen Mängeln.

Aber in diesem Fall hat jemand die Wikipedia manipuliert: das Wort Beitragsersuch gibt (bzw. gab) es nicht. Jemand hat es an dem Tag erfunden, als es zum ersten Mal in der Wikipedia erschien.

Der Reihe nach. Ein erster Hinweis darauf, dass es sich hier um ein Fantasiewort handelt, liegt in dem Kopf des zusammengesetzen Substantivs. Ersuch ist bestenfalls marginal ein Wort der deutschen Sprache. Mir war es völlig unbekannt, ich wüsste noch nicht einmal, welches Genus es hat: der Ersuch oder das Ersuch? Weder der Duden noch das Bertelsmann-Wörteruch kennen es, das Grimm’sche Wörterbuch nennt einen einzigen Beleg und der ist von 1719 (aus Johann Christoph Ettners Des getreuen Eckarths medicinischer Maul-Affe). Die Grimms geben an, das Wort sei ein Maskulinum (der Ersuch). In Rechts- und Behördentexten finden sich vereinzelte Belege, aber auch dort scheint das Wort veraltet zu sein.

Ein zweiter Hinweis ergibt sich aus der Tatsache, dass es außer besagtem Wikipediaeintrag und seinen tausend Kopien so gut wie keine Google-Treffer für den Beitragsersuch gibt. Sehen wir uns den Eintrag also näher an." weiterlesen

Quelle: www.iaas.uni-bremen.de/sprachblog/

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