Man konnte an jenem Tage unmöglich spazierengehen. Wir hatten zwar am Vormittag eine Stunde das kahle Gebüsch durchstreift, aber seit dem Mittagessen - wenn keine Gäste da waren, pflegte Mrs. Reed zeitig zu speisen - waren mit dem kalten Winterwind so schwere Wolken heraufgezogen, und es regnete so heftig, daß jeder Aufenthalt im Freien ausgeschlossen war.“ (Charlotte Bronte, Jane Eyre)
Meine erste Erinnerung ist, daß ich unter etwas war. Es war ein Tisch, ich sah ein Tischbein, die Beine von Menschen und ein Stück herabhängendes Tischtuch. Es war dämmrig unter dem Tisch, und es gefiel mir dort. Es muß noch in Deutschland gewesen sein, ungefähr im Sommer 1922, als ich knapp zwei Jahre alt war.“ (Charles Bukowski, Das Schlimmste kommt noch)
Vorzeiten war ein Schneider, der drei Söhne hatte und nur eine einzige Ziege. Aber die Ziege, weil sie alle zusammen mit ihrer Milch ernährte, mußte ihr gutes Futter haben und täglich hinaus auf die Weide geführt werden. Die Söhne taten das auch nach der Reihe. ( Jacob und Wilhelm Grimm, Tischleindeckdich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack)
In der Straße St.Honore war das kleine Haus gelegen, welches Magdaleine de Scuderi, bekannt durch ihre anmutigen Verse, durch die Gunst Ludwig des XIV. und der Maintenon, bewohnte. (E.T.A. Hoffmann, Das Fräulein von Scuderi)
Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus,
Ihn, der entbrannt den Achaiern unnennbaren Jammer erregte,
Und viele tapfere Seelen der Heldensöhne zum Ais
Sendete, aber sie selbst zum Raub darstellte den Hunden,
Und dem Gevögel umher. So war Zeus Wille vollendet.
(Homer, Ilias)
Im September 1828 verließ der größte Mathematiker des Landes zum erstenmal seit Jahren seine Heimatstadt, um am Deutschen Naturforscherkongress in Berlin teilzunehmen. (Kehlmann, Die Vermessung der Welt)
„Soll ich mit der Suppe reingehen“ sage ich.
„Ja, in Jesu Namen“, antwortete die schwerhörige Köchin, eine der größten Sünderinnen von heute; sie hat einen Öldruck vom Heiland über den Abwaschtisch aus rostfreien Stahl aufgehängt. (Halldor Laxness, Atomstation)
Immer fällt mir, wenn ich an den Indianer denke, der Türke ein. (Karl May, Winnetou I)* (Ach ja jwm)
Mr und Mrs. Dursley im Ligusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar. (Rowling, Harry Potter und der Stein der Weisen)
In Westfalen, im Schlosse des Barons zu Thunder-ten-tronckh, lebte ein Jüngling, der von Natur sehr sanftmütig geartet war. Sein Antlitz war seiner Seele Spiegel. (Voltaire, Candide oder Der Optimismus)
*Der Anfangssatz ist tatsächlich zu kurz (Danke, Fabelhaft). Vollständig lautet er:
Immer fällt mir, wenn ich an den Indianer denke, der Türke ein; dies hat, so sonderbar es erscheinen mag, doch seine Berechtigung. Mag es zwischen beiden noch so wenig Punkte des Vergleichs geben, sie sind einander ähnlich in dem einen, daß man mit ihnen, allerdings mit dem Einen weniger als mit dem Andern, abgeschlossen hat: Man spricht von dem Türken kaum anders als von dem "kranken Mann", während Jeder, der die Verhältnisse kennt, den Indianer als den "sterbenden Mann" bezeichnen muß.
Weitere erste Sätze siehe http://juttas-schreibblog.blogspot.com/search/label/Erste%20S%C3%A4tze und http://juttas-schreibtipps.blogspot.com/2007/06/nicht-jeder-anfang-ist-schwer-i.html
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vor 5 Jahren
Der Satz von Karl May ist nicht vollständig. Vollständig lautet er:
AntwortenLöschen»Immer fällt mir, wenn ich an den Indianer denke, der Türke ein; dies hat, so sonderbar es erscheinen mag, doch seine Berechtigung.«
Der Leser weiß gleich, dass diese eigenartige Einleitung eine Begründung findet und liest weiter. So gesehen ist der einleitende Satz gelungen. Präsentiert man nur den ersten Teil des Satzes - wie hier in der Auflistung - klingt der natürlich merkwürdig Fairerweise sollte also beim Zitieren erster Sätze auf Vollständigkeit der Sätze geachtet werden.
Ist geschehen … Das kommt davon, wenn man etwas ungeprüft übernimmt
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