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Mittwoch, 13. Mai 2009

Gedicht der Woche (und Auszug aus einem Brief Mozarts)

Bei der Suche nach der Redewendung "Reim dich, oder ich fress dich" fand ich dieses Volkslied. Was nun eher da war, das Lied oder die Redewendung, weiß ich allerdings nicht.*

Reim dich, oder ich fress dich,
Wie reimt sich das zusamm?
Wenn sichs nicht will reimen,
So muß der Tischler leimen.
Reim dich, oder ich fress dich,
So reimt sich das zusamm.

Amtmann, Müller, Apfel,
Wie reimt sich das zusamm?
Der Amtmann tut befehlen,
Der Müller soll nicht stehlen,
Den Apfel muß man schälen:
So reimt sich das zusamm.

Kantor, Katz und Bettelmann,
Wie reimt sich das zusamm?
Der Kantor singt die Weise,
Die Katze fängt die Mäuse,
Der Bettelmann hat Läuse:
So reimt sich das zusamm.

Matrosen, Mädel, Degen,
wie reimt sich das zusamm?
Matrosen, die sind hitzig,
Mädel, die sind witzig,
der Degen, der ist spitzig,
so reimt sich das zusamm!

Eine bayrische Fortsetzung des Liedes gibt es hier und als Alt-Wiener Scherzlied hier (dort kann man sich auch die Melodie anhören)

*Allerdings schrieb Mozart am 7. August 1782 in einem Brief an eine ihm wohlbekannte Dame:
… und auch außer diesem hätte ich Ursache gehabt Euer Gnaden zu schreiben; doch das traue ich mir in der That nicht zu sagen; – doch warum nicht? – also Courage; – ich möchte Euer Gnaden bitten, daß – Pfui Teufel, das wäre grob! – à propos, können Euer Gnaden das Liedchen nicht?

Ein Frauenzimmer und ein Bier
wie reimt sich das zusamm? –
Das Frauenzimmer besitzt ein Bier,
davon schickt sie ein Blutzer mir,
so reimt es sich zusamm.

Nicht wahr, das ist recht fein angebracht? – Nun aber .... wenn mir Euer Gnaden auf heute Abends einen Blutzer zukommen lassen könnten, so würden Sie mir eine große Gnade erweisen – denn meine Frau ist – ist – ist – und hat Gelüste – – und aber nur zu einem Bier, welches auf englische Art zugerichtet ist! – nun brav, Weiberl! – ich sehe endlich, daß Du doch zu etwas Nutze bist! – Meine Frau die ein Engel von einem Weibe ist, und ich der ein Muster von einem Ehemann bin, küssen beider Euer Gnaden 1000mal die Hände und sind Ewig Dero getreue Vasallen …
1782 gab es den Vers "so reimt es sich zusamm" also schon, und damit wahrscheinlich das Volkslied. Auf keinen Fall hat Mozart die Frage "Wie reimt sich das zusamm"? formuliert – denn die gab es ja schon –, wie das öfter in dem Satz zu lesen ist: "‘Bin kein Dichter', bekennt er [Mozart, jmw.] einmal frei heraus – und fragt sich doch zeitlebens: ‘Wie reimt sich das zusamm?‘".

Dass er kein Dichter sei, schrieb Mozart 1977 in einem Brief an seinen Vater:
„Ich kann nicht Poetisch schreiben; ich bin kein Dichter. ich kann die redensarten nicht so künstlich eintheilen, daß sie schatten und licht geben; ich bin kein Mahler. ich kann sogar durchs deuten und durch Pantomime meine gesinnungen und gedancken nicht ausdrücken; ich bin kein tanzer. Ich kan es aber durch töne; ich bin ein Musikus.“
Obwohl – das klingt doch sehr poetisch, oder?

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