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Freitag, 12. Juni 2009

Mit höflichem Bedauern …


Die Zerstreuung eines Buches durch die Welt ist ein fast ebenso schwieriges Werk als die Verfertigung desselben. (SCHILLER)

Verzagen Sie nicht und seien Sie nicht gar beleidigt, wenn Sie Ihr Manuskript zurück erhalten. Schicken Sie es zum einundfünfzigsten Mal an einen Verlag … (Senden Sie aber jedes Mal ein neu getipptes oder ausgedrucktes Manuskript – der Verlag muss nicht wissen, dass Sie es schon fünfzig Mal ohne Erfolg versandt haben – mit einen neuen, persönlich gehaltenen Begleitbrief.) Bleiben Sie optimistisch oder lernen Sie eine optimistische Einstellung. Oder, wie Patricia HIGHSMITH schreibt:
Psychologisch gesprochen: eine angemessene Trauerzeit für ein abgelehntes Manuskript ist gut (damit meine ich ein zwanzigmal und nicht ein nur zwei- oder dreimal unwiderruflich abgelehntes), aber länger als ein paar Tage sollte sie nicht dauern. Und das Manuskript darf man nicht gleich wegwerfen, denn nach zwei oder drei Jahren weiß man vielleicht genau, was zu tun ist, damit es sich verkauft.
So mancher Autoren stellt später fest, dass es ein Glück war, dass seine ersten Werke nie die Augen der Öffentlichkeit erreicht haben. Geben Sie also nicht auf!

Viele große Schriftsteller haben Texte zurückerhalten. GIDE blätterte 1912 den ersten Band von PROUSTS Suche nach der verlorenen Zeit nur durch und fand dort, wie er vermutet hatte, Geschichten über Herzoginnen und dergleichen, Texte, die er nicht mochte – er hatte den Sinn des Buches nicht erfasst. Arnold ZWEIGS Streit um den Sergeanten Grischa lehnten dutzende Verleger ab, ebenso REMARQUES Im Westen nichts Neues und DÖBLINS Berlin Alexanderplatz. Und im Jahr Neunzehnhundert schickte ein junger Autor ein Manuskript mit über zweitausend Seiten an den Verleger Samuel FISCHER. Der schlug dem jungen Mann vor, den Roman um die Hälfte zu kürzen, weil er nicht glaubte, dass sich »viele Menschen finden«, die »Zeit und Konzentrationslust haben, um ein Romanwerk von diesem Umfang in sich aufzunehmen«. Der Autor blieb hartnäckig, und die Buddenbrooks erschienen ungekürzt.

Weitere "30 famous authors whose works were rejected (repeatedly, and sometimes rudely) by publishers", darunter das Tagebuch der Anne Frank, finden Sie hier: http://tinyurl.com/n5wv34

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