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Donnerstag, 7. Oktober 2010

Zitat des Tages

Wenn wir Romane lesen, sind wir nicht nur wir selbst; wir sind auch die verzauberten Wesen, zwischen die der Romancier uns versetzt. Dieser Vorgang kommt einer Metamorphose gleich: das erstickende Gefängnis unseres wirklichen Lebens tut sich auf, und wir treten hinaus als andere, um stellvertretende Erfahrungen zu erleben, die die Fiktion zu unseren macht. Hellsichtiger Traum, Gestalt gewordene Phantasie, ergänzt die Fiktion uns verstümmelte Wesen, denen die grausame Dichotomie auferlegt wurde, ein einziges Leben zu haben und die Fähigkeit, tausend zu wünschen.


Mario Vargas Llosa, Die Kunst der Lüge
Literatur-Nobelpreisträger 2010

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