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Dienstag, 25. Januar 2011

Eher kein Liebesbrief eines bedeutenden Schriftstellers: Theodor Storm an seine Braut

Husum 1845*

Sonntag Morgen 9 Uhr

(...) Aber Dange, Dange, bist Du doch nicht unverbesserlich? Hast Du mir nicht da, trotz Deiner heiligen Versicherungen, es niemals wiederzuthun, wieder einen Brief geschickt, wo oben der Wochentag fehlt, und wovon die Hälfte mit der Strickschere beschnitten, die andre abgerissen war? Du kennst doch das Sprichwort »unbescheeden Breef schickt man Schelm und Deef«, außerdem weißt Du, daß es mir unangenehm ist. Ich bin dießmal gewiß nicht verdrießlich oder verstimmt darüber; ich kann es nur augenblicklich immer nicht reimen, wie Du mich so lieb haben, und dabei so wenig dafür sorgen kannst, unangenehme Eindrücke von mir fern zu halten, zumal wenn ich Dich speciell um eine Sache wiederholt gebeten und Du es mir wiederholt versprochen hast. Ich in meinem Wesen kann es nicht verstehen, denn meine Liebe zu Dir hat nicht so sehr den Gedanken, wie ich durch Dich beglückt werde, als vielmehr, wie ich Dich beglücken könne, wie ich von Dir alles Unangenehme fern halten, und Dir durch dieß oder jenes, soviel ich kann, eine kleine Freude bereiten könne. Ich kann nicht glücklich sein, wenn ich Dich nicht glücklich weiß; Du willst mich nur glücklich wissen, damit Du selbst es sein kannst; meine Liebe ist fürsorgend; Deine genießend dennoch liebst Du mich und darin soll mich nichts mehr irre machen (…)

Theodor Storm an seine Braut Constanze Esmarch »Husum, Sonnabend, den 3. 1. – Sonntag, den 4. 1. 1846«.


(In Regina Fasold  (Hrsg.): Theodor Storm/Constanze Esmarch: Briefwechsel (1844–1846. Kritische Ausgabe. Schmidt-Verlag 2002,  S. 138)

*die Jahreszahl ist wohl ein Fehler Storms so früh im neuen Jahr

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