Auf das Grab von Schillers Mutter
Cleversulzbach, im Mai
Nach der Seite des Dorfs, wo jener alternde Zaun dort
Ländliche Gräber umschließt, wall’ ich in Einsamkeit oft.
Sieh den gesunkenen Hügel; es kennen die ältesten Greise
Kaum ihn noch, und es ahnt niemand ein Heiligtum hier
Jegliche Zierde gebricht und jedes deutende Zeichen;
Dürftig breitet ein Baum schützende Arme umher.
Wilde Rose! dich find’ ich allein statt anderer Blumen;
Ja, beschäme sie nur, brich als ein Wunder hervor!
Tausendblättrig eröffne dein Herz! entzünde dich herrlich
Am begeisternden Duft, den aus der Tiefe du ziehst!
Eines Unsterblichen Mutter liegt hier bestattet; es richten
Deutschlands Männer und Frau’n eben den Marmor ihm auf.
Eduard Mörike
(in Gedichte von Eduard Mörike. Cotta 1867, S. 132)
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vor 5 Jahren
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