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Montag, 21. März 2011

Heinrich von Kleist und die Polizeiberichte über Brände in Berlin

Gebrandschatzt wurde in Berlin schon immer. Auch Heinrich von  Kleist druckte in den von ihm herausgegebenen Berliner Abendblättern Polizeiberichte über diverse Brände Ende September/Anfang Oktober 1810 in Berlin. Er erklärte auch, warum:

"Die Polizeilichen Notizen, welche in den Abendblättern erscheinen, haben nicht bloß den Zweck, das Publikum zu unterhalten, und den natürlichen Wunsch, von den Tagesbegebenheiten authentisch unterrichtet zu werden, zu befriedigen. Der Zweck ist zugleich, die oft ganz entstellten Erzählungen über an sich gegründete Tatsachen und Ereignisse zu berichtigen, besonders aber das gutgesinnte Publikum aufzufordern, seine Bemühungen mit den Bemühungen der Polizei zu vereinigen, um gefährlichen Verbrechern auf die Spur zu kommen, und besorglichen Übeltaten vorzubeugen. Wenn z. B. wie geschehen ist, bekannt gemacht wird, daß Brandbriefe und Brandmaterialien gefunden oder Verbrechen begangen worden, deren Urheber noch nicht entdeckt sind, so kann dabei nicht die Absicht sein, Besorgnisse bei dem Publiko zu erwecken, indem es sich auch ohne ausdrückliche Ermahnung von selbst versteht, daß von Seiten der Polizeibehörde alle Maßregeln genommen werden, sowohl das beabsichtigte Verbrechen zu verhüten, als den Urhebern auf die Spur zu kommen: sondern bloß das Stadtgespräch zu berichtigen, welches aus einem solchen Brandbrief deren hundert macht, und ängstliche Gemüter ohne Not mit Furcht und Schrecken erfüllt. Zugleich wird aber auch jeder redliche Einwohner darin eine Aufforderung finden, seine Wachsamkeit auf die Menschen und Ereignisse um ihn her zu verdoppeln, und alles was zur Entdeckung des Verbrechers führen könnte, dem nächsten Polizeioffizianten auf das schleunigste anzuzeigen, damit das Pol.-Präsidium sogleich davon Nachricht erhalte, und seinen Maßregeln zur Sicherung des Publici die Richtung geben könne."

Heinrich von Kleist, Berliner Abendblätter, 4. Oktober 1810
   
(In Sämtliche Werke und Briefe. Hanser 1993, S. 426 f.)

Über die Polizeiberichte haben auch Sibylle Peters in ihrem Buch Heinrich von Kleist und der Gebrauch der Zeit: von der Machart der Berliner Abendblätter (http://tinyurl.com/4gacokm) und Marianne Schuller unter dem Titel Eine Anekdote Kleists in der Zeitung (http://www.textkritik.de/vigoni/schuller.htm) geschrieben.

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