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Mittwoch, 8. Juni 2011

Goethe über Luther und verworrenen Quark

Pfaffen und Schulleute quälen unendlich, die Reformation soll durch hunderterley Schriften verherrlicht werden; Maler und Kupferstecher gewinnen auch was dabei. Ich fürchte nur, durch alle diese Bemühungen kommt die Sache so ins Klare, daß die Figuren ihren poetischen, mythologischen Anstrich verlieren. Denn unter uns gesagt, ist an der ganzen Sache nichts interessant, als Luthers Charakter und es ist auch das einzige, was der Menge eigentlich imponirt. Alles übrige ist ein verworrener Quark, wie er uns noch täglich zur Last fällt.

Johann Wolfgang von Goethe an Karl Ludwig von Knebel, Weimar, 22. 8. 1817

(In Briefwechsel zwischen Goethe und Knebel (1774–1832), 1. Teil. Brockhaus 1851, S. 229)

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