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Samstag, 31. Januar 2009

Ausschreibungen für Literaturwettbewerbe: so nicht!

Da las ich die Ausschreibung eines Verlages unter dem Titel Kurzgeschichtenwettbewerb und wollte sofort und auf der Stelle eine Geschichte einschicken. Nur dass es gar keinen Preis gab, sondern der sogenannte Preis in der Veröffentlichung der Kurzgeschichte in einem Buch bestand sowie fünf Belegexemplaren. Bedingung war, dass der Autor das Copyright dem Verlag überlässt und sich mit dem honorarfreien Abdruck einverstanden erklärt.

Abgesehen davon, dass der honorarfreie Abdruck mittlerweile Usus ist und wir AutorInnen uns daran gewöhnen mussten, für unsere Arbeit nicht entlohnt zu werden, finde ich es dreist, dass das Suchen nach Texten für eine Anthologie unter Wettbewerb firmiert, bei dem man statt eines Preises die Rechte an seinem Text abgibt (ein Copyright gibt es in Deutschland eh nicht, siehe meinen Eintrag hier im Blog). So macht man Geschäfte. Da fragt man sich doch, für wie doof uns die Verlage eigentlich halten. Und das Schlimme daran ist, dass sich immer wieder Schreiber finden, die auf so etwas hereinfallen, sei es, weil die Eitelkeit, sich gedruckt zu sehen, so groß ist, oder sie einfach nur naiv sind und die Gegebenheiten nicht kennen.

Ein Literaturportal veranstaltet mehrere Wettbewerbe pro Jahr. Die Preise für die besten fünf Texte bestehen aus Abdruck in einer Anthologie (einschließlich kostenfreiem Lektorat und Mastering, was das Erstellen der Druckvorlage einschließlich Formatierung, Korrektur und eventuellen Änderungen bedeutet), zwei Belegexemplaren und einem Kritikerpreis in Form eines Büchergutscheins besteht. Nur: die Preisträger von Platz zwei bis fünf werden zum Kauf von zwei Exemplaren (insgesamt 22,50 Euro) der Anthologie verpflichtet. Der Kritikerpreis wurde bisher nicht vergeben. Für die Anthologie können auch außerhalb des Wettbewerbs Beiträge eingeschickt werden, ohne dass angegeben wird, was der Abdruck kostet. Was sind das für »Literatur«preise, für die man auch noch bezahlen muss?

Da bleibt nur der Rat, sich jede Ausschreibung genau durchzulesen. Ich achte zwar auf dubiose Ausschreibungen und nehme sie hier nicht auf, aber manchmal versteckt sich der Teufel im Detail, nämlich zwischen den Zeilen der Webseite oder auf einer verborgenen Webseite. Im Zweifelsfall rate ich von der Beteiligung an solchen Wettbewerben ab. Sie tragen nichts zu Ihrem Ruf als Autor oder Autorin bei.

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