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Samstag, 24. Januar 2009

Wo verläuft die Trennlinie zwischen Trivial- und „großer“ Literatur? Gibt es das eine oder andere zuverlässige Indiz? Wer entscheidet das eigentlich?

… wurde Marcel Reich-Ranicki in der sehr beliebten Serie: Fragen Sie Reich-Ranicki auf wwww.faz.net gefragt. Hier ist die Antwort:

"Ein zuverlässiges Indiz, das uns erlaubt, die Trennlinie, von der Sie sprechen, zu erkennen, gibt es sehr wohl: Es ist die Sprache. Nichts unterscheidet den in Süddeutschland und Österreich, glaube ich, doch wohl unterschätzten Novellisten Theodor Storm von den Trivialautoren gegen Ende des 19. Jahrhunderts so eindeutig wie eben der Stil. Über die Zugehörigkeit bestimmter Autoren oder Werke entscheiden diejenigen, die sich öffentlich über Literatur äußern: die Kritiker, die Literaturwissenschaftler, die Literaturhistoriker, die Redakteure." (Nachzulesen hier)

MRR bezieht sich auf Storm – nun ja, der Schimmelreiter war uns in der Schule verhasst, und sein Gedicht von der Grauen Stadt am grauen Meer finde ich auch nicht so berauschend, unsterblich gemacht hat er sich aber sicher mit seinem Von draus vom Walde komm ich her –, ich würde mich eher auf Raabe berufen (nein, nicht auf den Max, ich meine den Wilhelm). Aber finden Sie nicht auch, dass sich MRR elegant aus der Affaire gezogen hat, indem er von Schriftstellern des 19. Jahrhunderts spricht. Denn was sagt solch ein Satz aus: "Über die Zugehörigkeit bestimmter Autoren oder Werke entscheiden diejenigen, die sich öffentlich über Literatur äußern: die Kritiker, die Literaturwissenschaftler, die Literaturhistoriker, die Redakteure." Wollte oder konnte er sich nicht festlegen, wo heute die Trennlinie zu ziehen ist? Ach, armer Herr Reich-Ranicki.

Nachtrag: Eine interessante Antwort fand ich im Blog zuckerbrot: „Ganz einfach: Bei den Verkaufszahlen, würde ich spontan antworten …“. Nur denke ich, dass die Frage so nicht gemeint war, sondern akademischer sozusagen.



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