Alles ist vorläufig: die Liebe, die Kunst, der Planet Erde, Sie, ich. Der Tod ist so unabwendbar, dass er jeden überrascht. (Frederic Beigbeder, 39,90)
Heute ist Mama gestorben. Vielleicht auch gestern, ich weiß es nicht. (Albert Camus, Der Fremde)
Über dem Karren, der auf einer steinigen Straße entlangfuhr, zogen große, dichte Wolken in der Abenddämmerung gen Osten. (Albert Camus, Der erste Mensch)
Vor dem von Doppelsäulchen getragenen Rundbogen des Klostereinganges von Mariabronn, dicht am Wege, stand ein Kastanienbaum, ein vereinzelter Sohn des Südens, von einem Rompilger vor Zeiten mitgebracht, eine Edelkastanie mit starkem Stamm; zärtlich hing ihre runde Krone über den Weg, atmete breitbrüstig im Winde, ließ im Frühling, wenn alles ringsum schon grün war und selbst die Klosterbäume schon ihr rötliches Junglaub trugen, noch lange auf ihre Blätter warten, trieb dann um die Zeit der kürzesten Nächte aus den Blattbüscheln die matten, weißgrünen Strahlen ihrer fremdartigen Blüten empor, die so mahnend und beklemmend herbkräftig rochen, und ließ im Oktober, wenn Obst und Wein schon geerntet war, aus der gilbenden Krone im Herbstwind die stacheligen Früchte fallen, die nicht in jedem Jahr reif wurden, um welche die Klosterbuben sich balgten und die der aus dem Welschland stammende Subprior Gregor in seiner Stube im Kaminfeuer briet. ( Hermann Hesse, Narziss und Goldmund)
Heute war ich nicht in der Schule. Das heißt doch, ich war da, aber nur, um mir vom Klassenlehrer freigeben zu lassen. Ich habe ihm das Schreiben meines Vaters überbracht, in dem er wegen "familiärer Gründe" um meine Freistellung nachsucht. Der Lehrer hat gefragt, was das für familiäre Gründe seien. Ich habe gesagt, mein Vater sei zum Arbeitsdienst einberufen worden; da hat er weiter keine Schwierigkeiten gemacht. (Imre Kertész, Roman eines Schicksallosen)
Es war unvermeidbar: Der Geruch von bitteren Mandeln ließ ihn stets an das Schicksal verhinderter Liebe denken. (Gabriel García Márquez, Liebe in Zeiten der Cholera)
Er war nicht mein Vater und nicht meine Mutter, weshalb öffnete er mir dann ihre Haustür, erfüllte mit seinem Körper den schmalen Eingang, die Hand auf der Türklinke, ich begann zurückzuweichen, schaute nach, ob ich mich vielleicht im Stockwerk geirrt hatte, aber das Namensschild beharrte hartnäckig darauf, daß dies ihre Wohnung war, wenigstens war es ihre Wohnung gewesen, und mit leiser Stimme fragte ich, was ist mit meinen Eltern passiert, und er öffnete weit seinen großen Mund, nichts ist ihnen passiert, Ja'ara, mein Name rutschte aus seinem Mund wie ein Fisch aus dem Netz, und ich stürzte in die Wohnung, mein Arm streifte seinen kühlen glatten Arm, ich ging an dem leeren Wohnzimmer vorbei, öffnete die verschlossene Tür ihres Schlafzimmers. (Zeruya Shalev, Liebesleben)
Cannery Row ist mehr als nur eine Straße, es ist die Gegend der Ölsardinen und Konservenbüchsen, ist ein Gestank und ein Gedicht, ein Knirschen und Knarren, ein Leuchten und Tönen, ist eine schlechte Angewohnheit, mein Traum. Cannery Row - in Monterey, Kalifornien, zusammen – und auseinandergeschleudert – besteht aus Alteisen, Blech, Rost, Hobelspänen, aufgerissenem Pflaster, Baustellen von Unkraut und Kehrichthaufen, aus Fischkonservenfabriken in Wellblechschuppen, aus Wirtschaften, Hurenhäusern, Chinesenhütten, Laboratorien, Läden voll Kram, aus Lagerhäusern und faulen Fischen. Die Einwohner? Huren, Hurensöhne, Kuppler, Streuner und Spieler, mit einem Wort: Menschen; man könnte mit gleichem Respekt sagen: Heilige, Engel, Gläubige, Märtyrer - es kommt nur auf den Standpunkt an. (John Steinbeck, Die Straße der Ölsardinen)
Mein Vater starb letzten August. Das ist jetzt bald vierzig Jahre her. (Roger Willemsen, Der Knacks)
Weitere erste Sätze siehe http://juttas-schreibblog.blogspot.com/search/label/Erste%20S%C3%A4tze und http://juttas-schreibtipps.blogspot.com/2007/06/nicht-jeder-anfang-ist-schwer-i.html
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vor 5 Jahren
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