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Dienstag, 11. August 2009

Neusprech


Wie menschlich Menschen sind, zeigt ihr Umgang mit der Muttersprache. (Friedrich Schiller)

Anglizismen (statt Anglizismus wird neuerdings auch Angloamerikanismus gebraucht; aber seit wann ist das amerikanische Englisch eine eigenständige Sprache?) gehören zur Alltagssprache. – Es wird argumentiert, dass die Sprache im Fluss ist und wir sie akzeptieren müssen. Aber ist die Sprache ein Kanal? – Allerdings gibt es für Wörter wie Hardware, Software oder Blackout noch keine Übersetzung, und wir können auf Anglizismen auch nicht verzichten, wenn die jüngeren Generationen sie verwenden. Ihr Gebrauch ist jedoch nicht gerechtfertigt, wenn der Schreiber oder Spracher damit zeigen will, wie uptodate er ist.

Legendär geworden ist Deutschlands bekannteste Modedesignerin Jil-Heidi Sander für ihr Bekenntnis im Frankfurter Allgemeine Magazin vom 22. März 1996 (und wofür ihr der Verein Deutsche Sprache 1997 den zweifelhaften Titel „Sprachpanscherin des Jahres" verlieh):
Ich habe vielleicht etwas Weltverbesserndes. Mein Leben ist eine giving-story. Ich habe verstanden, daß man contemporary sein muß, das future-Denken haben muß. Meine Idee war, die hand-tailored-Geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und für den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, daß man viele Teile einer collection miteinander combinen kann. Aber die audience hat das alles von Anfang an auch supported. Der problembewußte Mensch von heute kann diese Sachen, diese refined Qualitäten mit spirit eben auch appreciaten. Allerdings geht unser voice auch auf bestimmte Zielgruppen. Wer Ladyisches haben will, searcht nicht bei Jil Sander. Man muß Sinn haben für das effortless, das magic meines Stils.
(Verstanden? Nein, ich auch nicht.)

Aber mittlerweile geistern Hilmar Koppers (vormaliger Vorstandssprecher der Deutschen Bank) Worte durchs Internet, die die Süddeutsche Zeitung im März 2007 zitiert hatte:
jeder muss im job permanently seine intangible assets mit high risk neu relaunchen und seine skills so posten, dass die benefits alle ratings sprengen, damit der cash-flow stimmt. Wichtig ist corporate- identity, die mit perfect customizing und eye catchern jedes Jahr geupgedatet wird.
Statt eines Kommentars Dr. Geert Teunis in der Hauptversammlung der Volkswagen AG am 3. Mai 2006 http://erhard-metz.de/2008/03/30/denglisch-quatsch-zum-zweiten/

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