Neujahrslied*
Mit der Freude zieht der Schmerz
Traulich durch die Zeiten.
Schwere Stürme, milde Weste,
Bange Sorgen, frohe Feste.
Wandeln sich zur Seiten
Und wo eine Thräne fällt,
Blüht auch eine Rose.
Schön gemischt, noch eh' wir's bitten,
Ist für Thronen und für Hütten
Schmerz und Lust im Loose.
War's nicht so im alten Jahr?
Wird's im neuen enden?
Sonnen wallen auf und nieder,
Wolken gehn und kommen wieder,
Und kein Wunsch wird’s wenden.
Gebe denn, der über uns
Wägt mit rechter Wage,
Jedem Sinn für seine Freuden,
Jedem Muth für seine Leiden,
In die neuen Tage.
Jedem auf des Lebens Pfad
Einen Freund zur Seite,
Ein zufriedenes Gemüthe,
Und zu stiller Herzensgüte
Hoffnung in’s Geleite.
Johann Peter Hebel
(In Hebels sämmtliche Werke: Allemannische und hochdeutsche Gedichte. Müller’sche 1834, S. 136)
*Der Titel „Geburtstagslied“ ist falsch.
Falsch sind auch „Wandeln sich zu Zeiten“ statt „… zur Seiten“, „Schon“ statt „Schön“ „… auf dem Lebenspfad“ statt „… des Lebens Pfad“, „e" statt „eh'“ und einige Zeichensetzungen.
Neuer Beitrag
vor 5 Jahren
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen