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Samstag, 12. März 2011

Zitat des Tages: Aristoteles über das, was Wohlgefallen erregt

Angenehm ist am Gegenwärtigen die Tätigkeit, am Künftigen die Hoffnung und am Vergangenen die Erinnerung. Am angenehmsten und in gleichem Maße liebenswert ist das Tätigsein.

Aristoteles

(In Die nikomachische Ethik , eingeleitet und übertragen von Olof Gigon. Artemis 1967, S. 269)

Aber wie immer, wenn Texte in einer anderen Sprache verfasst wurden, gibt es unterschiedliche Übersetzungen. So lautet eine Übersetzung aus dem Jahr 1921 von Eugen Rolfes:
Genußreich ist an dem Gegenwärtigen die Wirklichkeit, am Zukünftigen die Hoffnung und am Vergangenen die Erinnerung. Am genußreichsten aber und in gleichem Grade liebenswert ist das Wirkliche. Nun bleibt aber dem, der Gutes getan, sein Werk [wie eine fortdauernde Wirklichkeit], während der Nutzen dessen, der das Gute empfangen hat, vergeht. – Und die Erinnerung an edle Taten ist genußreich, aber die Erinnerung an gehabte Vorteile ist es nicht eben oder doch weniger. Mit der Erwartung aber scheint es sich umgekehrt zu verhalten.

Ferner gleicht das Lieben dem Tun, das Geliebtwerden aber dem Leiden. Daher kommt denen, die sich im Tun überlegen zeigen, das Lieben und der Erweis der Liebe zu.

Endlich liebt jeder das mühsam Erlangte mehr, wie das Geld dem teurer ist, der es erworben, als dem, der es ererbt hat. Nun scheint aber das Erweisen von Wohltaten mühevoll, das Empfangen aber mühelos zu sein. Darum haben auch die Mütter eine größere Liebe zu ihren Kindern als die Väter. Denn die Mutter trifft die größere Mühsal des Gebärens, und sie weiß besser, dass die Kinder ihre eigenen sind. Eben dies aber dürfte auch den Wohltätern eigen sein.
(Nikomachische Ethik: IX. Freundschaft 7. Die Wohltat - Geben ist seliger als Nehmen. Meiner 1985, S. 222; siehe auch http://www.textlog.de/aristoteles-ethik.html
Zur Übersetzung von Adolf Lasson, die mit diesen Worten beginnt:
Was Wohlgefallen erregt, ist an dem Gegenwärtigen die Wirklichkeit, an dem Zukünftigen die Hoffnung, am Vergangenen die Erinnerung. Das innigste Wohlgefallen aber ist das, was man an seiner eigenen Wirksamkeit empfindet, und das ruft denn auch in gleichem Maße Zuneigung hervor.
siehe Nikomachische Ethik – Êthika nikomacheia: III. Teil. Die menschlichen Gemeinschaften. 5. Freundschaftsähnliche Verhältnisse. c) Wohltäter und Empfänger, Jena 1909, S. 420 http://www.linke-buecher.de/texte/romane-etc/Aristoteles--Nikomachische%20Ethik.pdf

Näheres zur Nikomachische Ethik mit Hinweisen zu weiteren Übersetzungen siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Nikomachische_Ethik

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