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Sonntag, 13. März 2011

Gedicht der Woche

Tod einer Unschuldigen

Ich ging zu einer Party, Mami und dachte an Deine Worte.
Du hattest mich gebeten, nicht zu trinken, und so trank ich keinen Alkohol.
Ich fühlte mich ganz stolz, genauso, wie Du es vorhergesagt hattest Mami.
Ich habe vor dem Fahren nichts getrunken, auch wenn die anderen sich mokierten.
Ich weiß, dass es richtig war, und dass Du immer Recht hast.
Die Party geht langsam zu Ende und alle fahren weg.
Als ich in mein Auto stieg, Mami, wusste ich, dass ich heil nach Hause kommen würde:
aufgrund Deiner Erziehung - so verantwortungsvoll und fein.

Ich fuhr langsam an, Mami, und bog in die Strasse ein.
Aber der andere Fahrer sah mich nicht, und sein Wagen traf mich mit voller Wucht.
Als ich auf dem Bürgersteig lag, Mami, hörte ich den Polizisten sagen,
der andere sei betrunken.
Und nun bin ich diejenige, die dafür büßen muss.
Ich liege hier im Sterben, Mami, ach bitte, komm' doch schnell.
Wie konnte mir das passieren? Mein Leben zerplatzt wie ein Luftballon.
Ringsherum ist alles voll Blut, Mami, das meiste ist von mir.
Ich höre den Arzt sagen, dass es keine Hilfe mehr für mich gibt.

Ich wollte Dir nur sagen, Mami, ich schwöre es, ich habe wirklich nichts getrunken.
Es waren die anderen, die haben einfach nicht nachgedacht
Er war wahrscheinlich auf der gleichen Party wie ich, Mami.
Der einzige Unterschied ist nur:
Er hat getrunken, und ich werde sterben.

Warum trinken die Menschen, Mami?
Es kann das ganze Leben ruinieren.
Ich habe jetzt starke Schmerzen, wie Messerstiche so scharf.
Der Mann, der mich angefahren hat, Mami, läuft herum, und ich liege hier im Sterben.

Sag' meinem Bruder, dass er nicht weinen soll, Mami. Und Papi soll tapfer sein.
Und wenn ich dann im Himmel bin, Mami, schreibt "Papis Mädchen" auf meinen Grabstein.
Jemand hätte es ihm sagen sollen, Mami, nicht trinken und dann fahren.
Wenn man ihm das gesagt hätte, Mami, würde ich noch leben.

Mein Atem wird kürzer, Mami, ich habe große Angst.
Bitte, weine nicht um mich, Mami. Du warst immer da, wenn ich Dich brauchte.
Ich habe nur noch eine letzte Frage, Mami, bevor ich von hier fortgehe:
Ich habe nicht vor dem Fahren getrunken,
warum bin ich diejenige, die sterben muss?

Elisabeth Cercek

Death of an Innocent

I went to a party, Mom,
I remembered what you said.
You told me not to drink, Mom.
So I drank soda instead.
I really felt proud inside, Mom,
The way you said I would.
I didn't drink and drive, Mom,
Even though the others said I should.
I know I did the right thing, Mom,
I know you are always right.
Now the party is finally ending, Mom,
As everyone is driving out of sight.
As I got into my car, Mom,
I knew I’d get home in one piece.
Because of the way you raised me,
So responsible and sweet.

I started to drive away, Mom,
But as I pulled out into the road,
The other car didn’t see me, Mom,
And hit me like a load.
As I lay there on the pavement, Mom,
I hear the policeman say,
“The other guy is drunk,” Mom,
And now I’m the one who will pay.
I'm lying here dying, Mom.
I wish you’d get here soon.
How could this happen to me, Mom?
My life just burst like a balloon.
There is blood all around me, Mom,
And most of it is mine.
I hear the medic say, Mom,
I’ll die in a short time.

I just wanted to tell you, Mom,
I swear I didn’t drink.
It was the others, Mom.
The others didn’t think.
He was probably at the same party as I.
The only difference is, he drank
And I will die.

Why do people drink, Mom?
It can ruin your whole life.
I'm feeling sharp pains now.
Pains just like a knife.
The guy who hit me is walking, Mom,
And I don’t think it’s fair.
I'm lying here dying
And all he can do is stare.

Tell my brother not to cry, Mom.
Tell Daddy to be brave.
And when I go to heaven, Mom,
Put “Daddy's Girl” on my grave.
Someone should have told him, Mom,
Not to drink and drive.
If only they had told him, Mom,
I would still be alive.

My breath is getting shorter, Mom.
I'm becoming very scared.
Please don’t cry for me, Mom.
When I needed you,
You were always there.
I have one last question, Mom.
Before I say good bye.
I didn’t drink and drive,
So why am I the one to die?

Elisabeth Cercek

(In United States of America: Congressional Record, Vol. 147, Part 15, October 25, 2001 to November 7, 2001 , S. 20870/71)

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