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Mittwoch, 29. Juni 2011

Zitat des Tages: Lü Bu Wei über die Wichtigkeit der Geradheit

Ein tüchtiger Herrscher nimmt nichts wichtiger als einen Staatsmann. Warum er einen Staatsmann wichtig nimmt, ist, weil er gerade herausredet. Wenn die Worte gerade sind, so tritt das Verkehrte deutlich hervor. Worin aber ein Herrscher zu leiden hat, das ist, daß er die Verkehrten zu erkennen sucht und dabei doch die geraden Worte haßt.

Das ist, wie wenn man die Quelle verstopft und doch das Wasser haben möchte. Woher soll denn das Wasser kommen? Wenn man das, was man wünscht, unwichtig nimmt, das, was man haßt, wichtig nimmt, woher soll dann das, was man wünscht, kommen?

Mong I trat vor den König Süan von Tsi. Der König sprach: »Ich höre, daß Ihr die Aufrichtigkeit liebt. Ist das so?« Jener erwiderte: »Wie wäre ich aufrichtig? Es heißt, ein Mann, der die Aufrichtigkeit liebt, wohnt nicht in einem ungeordneten Staat und tritt nicht vor einen unreinen Herrscher. Nun habe ich es erreicht vor Euch zu treten und wohne in Tsi, wie könnte ich da von mir behaupten, die Aufrichtigkeit zu lieben?« Der König Süan wurde zornig und sprach: »Das ist ein ungebildeter Mann.« Schon war er im Begriff ihn strafen zu lassen, da sagte Mong I: »In meiner Jugend interessierte ich mich für dieses Betragen, erwachsen übte ich mich in seiner Durchführung. Weshalb könnt Ihr nicht mit einem ungebildeten Menschen zusammen sein, um seine Vorliebe für Aufrichtigkeit zur Geltung zu bringen?« Darauf hieß ihn der König gehen.

Wenn Mong I auch vorsichtig war in seinen Worten in der Gegenwart des Königs, so würde er ihm doch sicher nie geschmeichelt haben. Wenn man aber jemand gefunden hat, der seinem Herrn nicht schmeichelt, so ist das nicht wenig. Das ist es, was die tüchtigen Herrscher suchen und die untüchtigen hassen.

Lü Bu Wei, Abhandlung über die Wichtigkeit der Geradheit /Gui Dschï Lun. In Chunqiu – Frühling und Herbst des Lü Bu We (Lü Schi Tschun Tsiu), S. 803f.  (http://web568.rs013.glowfish.de/Joomla/images/ebook/Buch00263-Oestliche-Religionen-auf-www.zenisis.de.pdf)

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