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Dienstag, 18. Oktober 2011

Zitat des Tages: Heinrich von Kleist an seine Schwester über dessen Zweifel an seinem ersten Werk

Leset doch einmal im 34. oder 36. Blatt des »Freimüthigen« den Aufsatz: Erscheinung eines neuen Dichters*. Und ich schwöre Euch, daß ich noch viel mehr von mir weiß, als der alberne Kauz, der Kotzebue. Aber ich muß Zeit haben, Zeit muß ich haben – O Ihr Erinnyen mit Eurer Liebe!

Frage aber mit Behutsamkeit nach diesem Blatte, damit der literarische Spürhund, der Merkel, nicht rieche, wer der neue Dichter sei? Es darf es überhaupt niemand als etwa meine allernächsten Verwandten erfahren; und auch unter diesen nur die verschwiegenen. – Auch tut mir den Gefallen und leset das Buch** nicht. Ich bitte Euch darum. [gestrichen: Es ist eine elende Scharteke]*** Kurz, tut es nicht. Hört Ihr?

Heinrich von Kleist an Ulrike von Kleist, 13. (und 14.) 3. 1803 http://www.kleist.org/briefe/072.htm

*Ludwig Ferdinand Huber: Erscheinung eines neuen Dichters. In Der Freimüthige, oder Berlinische Zeithung für gebildete, unbefangene Leser, 4. 3. 1803, S. 141 f. http://www.textkritik.de/bka/dokumente/journal/f/freimuet030304.htm

**Die Familie Schroffenstein

***laut Karl August Koberstein, dem Herausgeber des Sammelbands Heinrich von Kleist: Briefe an seine Schwester sind diese Worte vom Dichter wieder ausgestrichen, waren aber noch deutlich zu entziffern.

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