[Harfenspieler]*
Wer sich der Einsamkeit ergiebt,
Ach! der ist bald allein;
Ein jeder lebt, ein jeder liebt,
Und läßt ihn seiner Pein.
Ja! laßt mich meiner Qual!
Und kann ich nur einmal
Recht einsam seyn,
Dann bin ich nicht allein.
Es schleicht ein Liebender lauschend sacht
Ob seine Freundin allein?
So überschleicht bei Tag und Nacht
Mich Einsamen die Pein,
Mich Einsamen die Qual.
Ach, werd’ ich erst einmal
Einsam im Grabe seyn,
Da läßt sie mich allein!
Johann Wolfgang von Goethe
(Wilhelm Meisters Lehrjahre. Grote’sche 1870, S. 133 f.)
*Der Titel wurde später hinzufügt; siehe J. W. v. Goethe’s sämmtliche Werke, 1837 S. 113
Neuer Beitrag
vor 5 Jahren
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen