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Sonntag, 9. Dezember 2012

Plinius der Ältere über die Ausbeutung der Erde, den Teilnehmern am Klimagipfel in Doha ins Stammbuch geschrieben


Der Satz

„Was für ein Ende soll die Ausbeutung der Erde in all den künftigen Jahrhunderten noch finden? Bis wohin soll unsere Habgier noch vordringen?“

stammt nicht etwa von heute, sondern das fragte sich bereits Plinius der Ältere vor zweitausend Jahren angesichts des Raubbaus vor allem durch den römischen Bergbau in Spanien auf der Jagd nach Reichtum (siehe dazu auch „Kannte die Antike ein Umweltbewusstsein?“ und „Umweltverhalten in der Antike").

Aber das Zitat ist etwas aus dem Zusammenhang gerissen, und es ist wichtig, ihn zu kennen. Denn Plinius schreibt:
Von den Metallen, den Schätzen selbst und von den Werten der Gegenstände wird nun gesprochen werden, da unsere einzige Sorge das Innere der Erde auf vielfache Weise durchsucht; hier nämlich durchgräbt man sie auf der Jagd nach Reichtum, weil die Welt nach Gold, Silber, Elektron und Kupfer verlangt, dort der Prunksucht zuliebe nach Edelsteinen und Färbemitteln für Wände und Holz, anderswo um verwegenen Treibens willen nach Eisen, das bei Krieg und Mord sogar noch mehr geschätzt wird als das Gold. Wir durchforschen alle ihre Adern und leben auf ihr dort, wo sie ausgehöhlt ist, wobei wir uns noch wundern, dass sie zuweilen birst oder zittert, wie wenn dies nicht in Wahrheit aus dem Unwillen der heiligen Mutter Erde gedeutet werden könnte. Wir dringen in ihre Eingeweide und suchen am Sitz der Schatten nach Schätzen, gleichsam als wäre sie dort, wo sie betreten wird, nicht genügend gütig und fruchtbar; und am wenigsten durchwühlen wir sie dabei der Heilmittel wegen, denn wie vielen ist schon die Heilkunde ein Grund zum Graben? Und doch bietet sie auch diese Gabe an ihrer Oberfläche wie Früchte, freigebig und bereitwillig in allem, was überhaupt Nutzen bringt. Nur das vernichtet uns, nur das treibt uns zur Unterwelt, was sie verborgen und versenkt hat, nur das, was allmählich entsteht, so dass der ins Leere emporstebende Geist bedenken mag, was für ein Ende ihre Ausbeutung in all den Jahrhunderten finden und bis wohin die Habgier noch vordringen soll.* (kursiv jmw) Wie unschuldig, wie glücklich, ja sogar wie köstlich wäre das Leben, wenn die Menschheit nichts anderwoher als über der Erde zur Erfüllung ihrer Wünsche suchte, kurz, nur das, was sie umgibt."
(http://www.zeit.de/2008/41/N-Erdwaerme/seite-3)
*Nach einer anderen Übersetzungen auch:
Was die Erde verborgen und und in sich eingeschlossen hat, was nicht plötzlich entsteht – wie ein zur Dummheit neigender Geist meinen könnte – das verdirbt uns und treibt uns in die Vernichtung. Wo soll das mit ihrer Ausbeutung noch enden, bis wohin soll die Habgier noch vordringen? (http://www.pageorama.com/?p=igel)
Metalla nunc ipsaeque opes et rerum pretia dicentur, tellurem intus exquirente cura multiplici modo, quippe alibi divitiis foditur quaerente vita aurum, argentum, electrum, aes, alibi deliciis gemmas et parietum lignorumque pigmenta, alibi temeritati ferrum, auro etiam gratius inter bella caedesque. Persequimur omnes eius fibras vivimusque super excavatam, mirantes dehiscere aliquando aut intremescere illam, ceu vero non hoc indignatione sacrae parentis exprimi possit.
Imus in viscera et in sede manium opes quaerimus, tamquam parum benigna fertilique qua calcatur. Et inter haec minimum remediorum gratia scrutamur, quoto enim cuique fodiendi causa medicina est? Quamquam et hoc summa sui parte tribuit ut fruges, larga facilisque in omnibus, quaecumque prosunt.
Illa nos peremunt, illa nos ad inferos agunt, quae occultavit atque demersit, illa, quae non nascuntur repente, ut mens ad inane evolans reputet, quae deinde futura sit finis omnibus saeculis exhauriendi eam, quo usque penetratura avaritia. Quam innocens, quam beata, immo vero etiam delicata esset vita, si nihil aliunde quam supra terras concupisceret, breviterque, nisi quod secum est!

Our topic now will be metals, and the actual resources employed to pay for commodities—  resources diligently sought for in the bowels of the earth in a variety of ways. For in some places the earth is dug into for riches, when life demands gold, silver, silver-gold, and copper, and in other places for luxury, when gems and colours for tinting walls and beams are demanded, and in other places for rash valour, when the demand is for iron, which amid warfare and slaughter is even more prized than gold. We trace out all the fibres of the earth, and live above the hollows we have made in her, marvelling that occasionally she gapes open or begins to tremble—as if it were not possible that this may be an expression of the indignation of our holy parent! We penetrate her inner parts and seek for riches in the abode of the spirits of the departed, as though the part where we tread upon her were not sufficiently bounteous and fertile. And amid all this the smallest object of our searching is for the sake of remedies for illness, for with what fraction of mankind is medicine the object of this delving? Although medicines also earth bestows upon us on her surface, as she bestows corn, bountiful and generous as she is in all things for our benefit! The things that she has concealed and hidden underground, those that do not quickly come to birth, are the things that destroy us and drive us to the depths below; so that suddenly the mind soars aloft into the void and ponders what finally will be the end of draining her dry in all the ages, what will be the point to which greed will penetrate. How innocent, how blissful, nay even how luxurious life might be, if it craved nothing from any source but the surface of the earth, and, to speak briefly, nothing but what lies ready to her hand.
(http://archive.org/stream/naturalhistory09plinuoft/naturalhistory09plinuoft_djvu.txt)

(In Naturalis historia (Die Naturgeschichte des Gaius Plinius Secundum; Natural History), Liber XXXIII, i, 1–3, http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Pliny_the_Elder/33*.html

Und resigniert stellt er fest:

„Sie [die Bergleute] schauen als Sieger auf die Zerstörung der Natur.“

Spectant victores ruinam naturae.

The miners gaze as conquerors upon the collapse of Nature.“
(http://archive.org/stream/naturalhistory09plinuoft/naturalhistory09plinuoft_djvu.txt)

山師たちは征服者のように自然の崩壊を凝視する.“
(http://blog.goo.ne.jp/irienohotori/e/144cf2d3429a1bd99cdfdca3538bd4c3)

(Naturalis historia, 33, xxi, 73, http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Pliny_the_Elder/33*.html)

Und man hat es bis heute nicht begriffen …

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