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Samstag, 12. Januar 2013

Gedicht der Woche

Auto-da-fe

Welke Veilchen, stäub’ge Locken,
Ein verblichen blaues Band,
Halb zerrissene Billette,
Längst vergessner Herzenstand –

In die Flammen des Kamines
Werf’ ich sie verdrossnen Blicks;
Ängstlich knistern diese Trümmer
Meines Glücks und Missgeschicks.

Liebeschwüre, flatterhafte
Falsche Eide, in den Schlot
Fliegen sie hinauf – es kichert
Unsichtbar der kleine Gott.

Bei den Flammen des Kamines
Sitz ich träumend, und ich seh’
Wie die Fünkchen in der Asche
Still verglühn – Gut’ Nacht – Ade!

Heinrich Heine

(In Romanzero, 1851, S. 166; http://www.textlog.de/heine-gedichte-autodafe.html)

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