Auto-da-fe
Welke Veilchen, stäub’ge Locken,
Ein verblichen blaues Band,
Halb zerrissene Billette,
Längst vergessner Herzenstand –
In die Flammen des Kamines
Werf’ ich sie verdrossnen Blicks;
Ängstlich knistern diese Trümmer
Meines Glücks und Missgeschicks.
Liebeschwüre, flatterhafte
Falsche Eide, in den Schlot
Fliegen sie hinauf – es kichert
Unsichtbar der kleine Gott.
Bei den Flammen des Kamines
Sitz ich träumend, und ich seh’
Wie die Fünkchen in der Asche
Still verglühn – Gut’ Nacht – Ade!
Heinrich Heine
(In Romanzero, 1851, S. 166; http://www.textlog.de/heine-gedichte-autodafe.html)
Neuer Beitrag
vor 5 Jahren
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen