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Sonntag, 17. Februar 2013

Gedicht der Woche: „Ich wünsch mir nichts als ein hohes Schiff“ (und ein kleiner Ausflug in die unendlichen Weiten des Universums)


„Ich wünsch mir nichts als ein hohes Schiff und die Sterne über mir.
Dann kannst du den Wind in deinem Rücken spüren und das Rauschen der See unter dir.
Und auch wenn du den Wind weglässt und das Wasser, es ist das Gleiche.
Du hast ein Schiff, du fühlst es, und die Sterne sind über dir“,

zitiert Captain* James T. Kirk (William Shatner) in Star Trek: Raumschiff Enterprise, Folge 2.24 (53), Computer M5 (The Ultimate Computer), die ersten Verse eines Gedichts, als ihm sein Freund, der Schiffsarzt Leonard McCoy, einen Drink ins Quartier bringt mit den Worten „Ich bin zwar nur ein Pillendreher, aber McCoys munteren Magentröster kennt man bis zum Orion“, nachdem ihm seine Befähigung als Raumschiffkapitän nach dem erfolgreichen Einsatz des Computers abgesprochen wurde.

Und viele Jahre später, im Jahr 2287, zitiert er in Star Trek 5 – Am Rande des Universums (Star Trek V: The Final Frontier) beim Anblick seines Schiffes in der Raumfähre auf dem Weg zur Enterprise:

„Nichts will ich als ein schlankes Schiff und den weisenden Stern in der Höh’“

im Beisein von McCoy und seinem Wissenschaftsoffizier Mr. [S’chn T’gai] Spock.
.
Auch Joseph „Joe“ Sullivan alias „Sky Captain“ (Jude Law) zitiert den Vers im Flugzeug auf der Suche nach Rana in Sky Captain and the World of Tomorrow.

(Andere Übersetzung lauten: „Nichts will ich als ein schlankes Schiff und die weisenden Sterne in der Höhe. / Kannst du den Wind in deinem Rücken spüren, und die Wellen unter dir?“; „Ich muss mich gen Meer wenden, hin zum einsamen Himmel und weiter See, / und alles, was ich verlange, ist ein großes Schiff und einen Stern, der es lenkt“; und bei Wikipedia „Ich muss wieder hinab zum Meer, zum einsamen Meer und dem Himmel / Und ich brauche nur ein großes Schiff und einen Stern, nach dem ich steuern kann …“)

McCoy meint, dass dieser Vers von Herman Melville sei, aber Spock weiß natürlich, dass John Mansfield  der Autor ist und dass er in den Klassikern wohlbekannt sei. (Dass McCoy ihn daraufhin fragt, warum ihm „Row, Row, Row Your Boat“, das sie am Lagerfeuer im Yosemite-Nationalpark gesungen hatten, nicht bekannt gewesen sei, und Spock als Antwort die berühmte rechte Augenbraue hochzieht, gehört allerdings nicht hierher.)

* Wer sich für die Dienstgrade der Sternenflotte und anderer Völker wie Klingonen oder Romulaner interessiert, findet hier eine Übersicht. Aber nicht nur das erfährt man hier, sondern alles rund um Star Trek, ob Dusche, Transporterunfälle, Zahnmedizin oder die Chronologie sämtlicher Ereignisse rund um Star Trek, beginnend mit 4000 v. Chr.: „Unbekannte Aliens bringen mehrere Menschen zu einem entfernten Planeten, um die Erde daran zu hindern, sich selbst zu zerstören. Gary Seven ist einer ihrer Nachkommen“ in TOS 2.26 [55] Ein Planet genannt Erde (Assignment: Earth). Die Seite Memory Alpha, „ein freies und gemeinschaftliches Projekt zur Erstellung einer umfangreichen Enzyklopädie rund um Star Trek“, bei dem jeder mitmachen kann, ist ein Muss für alle Trekkies.

Nach dem Ausflug in die Weiten des Weltalls nun zurück zu den Weiten des Ozeans. Hier nun das vollständige Gedicht:

Sea-Fever

I must down to the seas again, to the lonely sea and the sky,
And all I ask is a tall ship* and a star to steer her by,
And the wheel’s kick and the wind’s song and the white sail’s shaking,
And a grey mist on the sea’s face, and a grey dawn breaking.

I must down to the seas again, for the call of the running tide
Is a wild call and a clear call that may not be denied;
And all I ask is a windy day with the white clouds flying,
And the flung spray and the blown spume, and the sea-gulls crying.

I must down to the seas again to the vagrant gypsy life.
To the gull’s way and the whale’s way where the wind’s like a whetted knife;
And all I ask is a merry yarn from a laughing fellow-rover,
And quiet sleep and a sweet dream when the long trick’s over.

(In John Masefield: Salt-Water Ballads. London 1902, S. 59f.)

(Mit „tall ship“ bezeichnet man in England die schnellen Tee- und Wollklipper wie die Cutty Sark)

Meer-Sehnsucht

Ich muss zurück, zum Meer hinab,
Zu Himmel und einsamer See,
Und nichts will ich als ein schlankes Schiff
Und den weisenden Stern in der Höh,
Das Knacken des Rads und des Windes Lied
Und der Segel Glanz und Schwung,
Und den grauen Nebel im Antlitz der See
Beim Einbruch der Dämmerung.

Ich muss zurück, zum Meer hinab,
Denn die Tide, die steigend kommt,
Ist wie ein wilder und heller Ruf –
Nicht Zögern noch Weigern frommt.
Und nichts will ich, als den Tag voll Wind
Mit Wolken, die schimmernd fliegen,
Mit wehendem Gischt und sprühendem Schaum
Und der Möwen Kreischen und Wiegen.

Ich muss zurück, zum Meer hinab,
Zu dem rastlosen Wanderleben,
Wo der Wind saust und der Walfisch zieht
Und die wilden Seevögel schweben …
Und nichts will ich als ein lustiges Garn,
Von lachendem Seemann gesponnen,
Und tiefen Schlaf und freundlichen Traum,
Wenn die Reise verronnen.
(Zitiert nach http://www.sailtraining.de/fileadmin/files/intern/Ausbildung/BHBonlext.pdf)

(Womit ich einmal mehr gezeigt habe, wie die Suche nach einem ganz banalen Begriff immer weiter in die unendlichen Tiefen des Netzes führt, dorthin, wo fleißige Menschen ihr Wissen eingestellt haben, um es mit anderen zu teilen.)

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