Es gibt auf dem Erdenrund alte Formen, unverwesliche und ewige Formen; irgendeine unter ihnen mochte das gesuchte Sinnbild sein. Ein Berg konnte das Wort des Gottes sein, oder ein Fluß oder das Reich oder die Konfiguration der Gestirne. Jedoch im Laufe der Jahrhunderte flachen sich die Berge ab, der Lauf eines Flusses geht häufig einen anderen Weg, und die Reiche erleiden Veränderungen und Verheerungen, und die Figur der Sterne wandelt sich. Am Firmament herrscht Wechsel; Berg und Stern sind Einzelwesen, und die Einzelwesen gehen dahin. Ich suchte nach etwas Bleibenderem, etwas Unverwundbarem. Ich dachte an die Geschlechter der Kornfrüchte, der Weidetiere, der Vögel, der Menschen. Vielleicht stand in meinem Antlitz der Zauberspruch geschrieben; vielleicht war ich selber das Ziel meiner Suche.
Jorge Luis Borges
(In Sämtliche Erzählungen: Das Aleph, Fiktionen, Universalgeschichte der Niedertracht. Hanser 1970, S. 87)
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vor 5 Jahren
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